Presseartikel zur Essbaren Stadt

Zum Foto: Ringelblumen gehören zu den essbaren Pflanzen, die in Zukunft auf öffentlichen Flächen wachsen könnten. foto: dpa

Eine Stadt zum Vernaschen

FRIEDRICHSDORF FDP informiert Bürger über Umweltprojekt – Saatkugeln für mehr Grün in der Stadt

Nein, mit aus Lebkuchen gepflasterten Bürgersteigen hat die ,,Essbare Stadt“ nichts zu tun. Dagegen eine Menge mit verzehrbarer Botanik, die in den Alltag integriert ist. Einen entsprechenden Antrag hat die FDP in der letzten Stadtverordnetenversammlung im Februar gestellt mit dem Ziel, Friedrichsdorf zur „Essbaren Stadt“ zu entwickeln und das ab sofort bei allen Bepflanzungsaktionen und Neugestaltungen von öffentlichen Plätzen zu berücksichtigen. Doch was steckt genau hinter der Idee? Darüber informierten die Liberalen dieser Tage mit einem Stand auf dem Landgrafenplatz.

Die Ursprungsidee wurde vor 20 Jahren von den Engländern entworfen, die zwar nicht bekannt sind für ihre Küche, aber für ihre hochentwickelte Gartenkultur, die der deutschen in vielem voraus ist. Seitdem haben sich über 100 Städte angeschlossen. Dazu gehören Darmstadt, Kassel oder Andernach. Dies nach dem Motto ,,mehr grün und weniger grau“ ist das Ziel, sämtliche Wegeränder, Grünanlagen und Kreisel mit essbarem Grün zu bepflanzen, also mit Ringelblumen, Kresse und Co., die für jeden frei zugänglich sind.

Jedenfalls ein Gedanke, der viele Optionen in puncto Ganzheitlichkeit und Nachhaltigkeit birgt, erklärt Eva Oulds, Ortsverbandsvorsitzende der Friedrichsdorfer Liberalen. Zum Beispiel könnten die Bürger ein Bewusstsein für ihre Umwelt entwickeln, wenn sie bei dem Projekt mithelfen. Außerdem könne die Gemeinschaft davon profitieren, indem die Aktionen generationsübergreifend ausgelegt sind, wie gemeinsames Kochen.

Für diese Aktion haben sich die Liberalen etwas Besonderes ausgedacht und an ihrem Stand sogenannte ,,seedballs“ verteilt. Die Saatkugeln, wie sie übersetzt heißen, vergräbt man nicht unbedingt, sondern kann sie auch über Zäune werfen. Auf diese Art werde das Gras grüner, ganz wo es einem beliebt. ,,Luft nach oben ist immer“, sagt Oulds. Deshalb klärt die FDP bei ihrer Informationsveranstaltungen darüber auf. Aber noch einmal zum parlamentarischen Vorstoß der FDP. Der zielt darauf ab, dass für den Anfang möglichst schnell und zusammen mit den Ortsbeiräten geeignete Plätze für eine Begrünung mit essbaren Pflanzen ausgesucht werden. Dabei sollen Privatinitiativen eingebunden werden.

Doch nicht nur die Kernstadt, sondern alle Stadtteile sollen daran teilhaben. Hierfür sammelt die FDP Vorschläge per E-Mail und möchte diese Zuschriften dann in den kommenden Ausschuss mit einbeziehen, der zudem über das Konzept der ,,Essbaren Stadt“ entscheidet. Laut Oulds sei fraktionsübergreifendes Arbeiten notwendig, damit die Ziele umgesetzt werden können.

Die Zeichen dafür stünden gut, ist Eva Oulds zuversichtlich, zumal der Antrag auf Zustimmung der anderen Parteien stieß und der nun im zuständigen Ausschuss beraten werden soll.

Eine Brücke zur
Sauberkeit schlagen

Dies alles steht vor dem Hintergrund, dass die FDP nicht unbedingt die erste Partei ist, die einem in den Sinn kommt, wenn man an Klimaschutz und Umwelt denkt. Fragt sich also, wie Liberalismus und Ökologie miteinander einhergehen.

Auch Oulds merkt an, dass das Klima ein schwieriges Thema ist, aber schon immer präsent war. Ihre Partei gehe weniger von einem ideologischen Standpunkt aus als von einem realistischen und marktwirtschaftlichen aus. Es sei schlichtweg nicht möglich sofort alles zu ändern. Lieber Stück für Stück, so dass der Wohlstand gesichert sei, von dem wiederum die Bevölkerung profitiere, aber die Umwelt trotzdem verbessert werde.

Ein Problem bei FDP und Umwelt sei das noch vorhandene Unverständnis oder eher, dass klimaschützenden Maßnahmen der FDP, wie der Handel von Zertifikaten, weniger greifbar seien als die Vorschläge anderer Parteien. Unabhängig davon bleibe der Klimaschutz von großer Bedeutung. Deshalb begrüßt Oulds auch die „Fridays for Future“-Bewegung.

„Ich finde das super“, sagt sie. Nur so bewege sich etwas, indem die Jugend auf die Straße geht.“. Zwar wäre es ihr lieber, wenn die Bildung nicht darunter leide, aber nur durch diese Art der ,,Revolte“ könne die notwendige Aufmerksamkeit geleistet werden. Es gelte nun, alle Ideen zusammenzubringen, womöglich etwas weniger ideologisch vorzugehen und mehr Forschung zu betreiben, „so gewinnen alle“.

Was die „Essbare Stadt“ betrifft, so denken die Liberalen bereits einen Schritt weiter. Beim nächsten Gespräch mit den Bürgern soll eine Brücke zwischen ,,Essbarer Stadt“ und Sauberkeit geschlagen werden. Der Gedanke dabei: Helfen die Bürger bei der Bepflanzung der Stadt, entsteht mehr Achtsamkeit und infolgedessen weniger Vermüllung.

Melanie Schulz

Quellenangabe: Taunus Zeitung vom 09.03.2020, Seite 11